Noch eine Jazzrockformation aus Deutschland! Ibliss haben eine heute ziemlich rare LP für das Spiegelei-Label eingespielt und verschwanden dann wieder von der Bildfläche. "Supernova" bietet eigentlich kaum etwas, was nicht auch dutzende andere, ähnlich ausgerichtet Bands damals im Angebot hatten, nämlich einen jamartig dahintreibenden Jazzrock, der vor allem von solistisch eingesetzten Flöten und Saxophonen lebt. Embryo, Brainstorm, Xhol oder Thirsty Moon haben z.B. Ähnliches gemacht (nur um einiges aufregender). Was Ibliss zumindest für Krautrockhistoriker interessant macht, ist die Tatsache, dass zwei ehemalige Kraftwerk-Mitglieder in der Besetzung der Band zu finden waren. Oder, genauer gesagt ein ehemaliges Kraftwerk-Mitglied und ein ehemaliges Organisation-Mitglied.
Andreas Homann war einer der beiden Schlagzeuger auf dem ersten Kraftwerk-Album (siehe "Kraftwerk"), während Basil Hammoudi auf "Tone Float", dem einzigen Album des Kraftwerk-Vorläufers Organisation zu hören ist. Mit der Musik dieser beiden Gruppen hat das auf "Supernova" Gebotene allerdings wenig gemein. Einen sehr perkussiven, munter, wenn auch nicht furchtbar abwechslungsreich dahintreibenden Jazzrock gibt es auf dem einzigen Album von Ibliss zu hören, der durchaus dem Standard der Zeit entsprach, virtuos eingespielt und professionell (von Conny Plank) produziert wurde. Was der Musik fehlt ist - wie schon angedeutet - etwas Abwechslung und neue Einfälle, denn innerhalb der ersten drei Nummern tut sich nicht sonderlich viel und die Musik plätschert bzw. eilt etwas gleichförmig dahin. Das gilt eigentlich auch für das letzte Stück. Doch strahlt das verhalten dahintreibende "Athir" auf wunderbare Weise diese typisch krautige, meditativ-kosmische Atmosphäre aus. Gitarren, Sax, Flöte und Bass wabern dicht verschlungen, fast hypnotisch dahin, Schlagzeug und Perkussion klappern und klimpern vielseitig dazwischen und das Ganze wirkt ausgesprochen entspannt, gleichzeitig aber auch durchaus spannend. "Tone Float" vom gleichnamigen Album von Organisation ist ähnlich konzipiert. Allerdings ist "Athir" im Vergleich zu jener Langnummer um einiges konzentrierter und kompakter.
Wegen "Athir" wäre "Supernova" für Krautrockliebhaber durchaus eine milde Investition wert. Aufgrund der Seltenheit der LP ist der Erweb der Scheibe aber mit einigem Aufwand verbunden und teuer wäre der Spaß dann auch. "Supernova" ist aber seit einiger Zeit von Garden Of Delights als CD-Reissue angekündigt. Falls dasselbe einmal Realität werden sollte, können Krautrockkomplettisten dann durchaus zuschlagen! Essentiell oder sonderlich innovativ ist das hier Gebotene allerdings nicht. (Quelle: www.babyblaue-seiten.de, Achim Breiling) |