Kurz nachdem Anyone’s Daughter Mitte der 80er auseinander gebrochen waren, wurden mit "Last Tracks" bis dato nicht veröffentlichte Aufnahmen auf einer LP herausgebracht. Dabei teilt sich dieses Album in Seite 1 (Das letzte Kapitel), auf der die die historisch letzten Aufnahmen von der 86er Besetzung zu hören sind, sowie die Seite 2 (Wie alles anfing), mit Demos und Outtakes der Studiosession zum ersten Album "Adonis" von 1978. Obwohl gerade mal 8 Jahre zwischen den Aufnahmen liegen, könnte der musikalische Gehalt nicht unterschiedlicher sein, liegt er stilistisch Lichtjahre auseinander. Trotzdem 1986 mit Matthias Ulmer und Uwe Karpa noch zwei Mitglieder von der Urbesetzung mit von der Partie sind, gibt sich die Band erschreckend seichten, belanglosen Pop/Rockgedudel ohne jeglichem Gehalt und mit viel programmierten Beiwerk hin. Nie waren die 80er Jahre grausamer als hier! Das hat weder etwas mit der sinfonischen, progressiven Vergangenheit zu tun, noch kann es sich mit dem ebenfalls eher mainstreamigen Material des um unzählige Klassen besseren Comebackalbums "Danger World" messen. Ab Titel 6 geht es dann zum Glück in Sound und Arrangements zurück in die Vergangenheit. Zwar können sich das sanft getragene "I Hear An Army" und das elegisch-verträumte "Window Pain" von der kompositorischen Klasse nicht ganz mit dem Material von "Adonis" messen, womit deren Weglassen auf dem Album durchaus gerechtfertigt ist, es zeigt aber durchaus bereits das Potenzial, welches die Band vor allem auf ihren ersten drei Studioalben immer mehr verfeinern sollte. Die Entdeckung ist jedoch das 9½ minütige Instrumental "Ma chère Marquise de Sade", welches Anyone’s Daughter von einer ungewohnt komplexen Seite zeigt. Mit ausgiebigen Soli an Gitarre und Keyboards, sicherlich eines ihrer progressivsten Stücke überhaupt. "Sally The Green" rundet als leicht veränderte und gekürzte Demoversion des Albumtracks "Sally", diesen interessanten Rückblick in die Archive ab. Zum jetzigen Zeitpunkt (12/2004) ist dieses Album dummerweise nur auf LP erhältlich. Diverse Ankündigungen dieses Album ebenfalls auf CD herauszubringen, zerschlugen sich bisher in den Wind. Quelle: Babyblaue-Seiten.de (Kristian Selm) |