| | | |
In der Universitätsstadt Marburg begannen Anfang 1971 die Proben der Rockgruppe PELL MELL, die sich bereits fünf Monate später mit einem ersten Platz im Wiesbadener Beatband-Wettbewerb anläßlich der „Juma“ auszahlten. Allerdings trennte sich die Band im Juli „aus musikalischen Gründen“. Im Oktober 1971 ließen sich THOMAS SCHMITT (14.2.50, Geige, Flöte, Gitarre), BRUNO „MITCH“ KNIESMEIJER (4.12.49, Schlagzeug), RUDOLF SCHÖN (14.10.49, Gesang, Gitarre), JÖRG GÖTZFRIED (14.1.51, Bass) und HANS OTTO PUSch (Klavier, Orgel) PELL MELL wieder aufleben. Das neue musikalische Ziel: „Eine Synthese aus Popmusik, Jazz und Werken alter Meister“ (Schmitt). Im Frühjahr 1972 nahmen die Fünf das Album „Marburg“ auf, das sie mit „nuancierten Piano- und Orgelpassagen und klassisch geprägten Streichersätzen und den Rockelementen von Gitarre, Bass und Schlagzeug“ (POP) bestückten. Auffallend waren die gemeinsamen Auftritte mit verschiedenen Schüler- und Studentenorchestern, so 1972 und 1973 in der Frankfurter Jahrhunderthalle, bei „Pop 73“ in der Niedersachsenhalle Hannover und einem 74er Konzert in Freiburg (Eissporthalle). Während HANS OTTO PUSCH 1973 seinen Wehrdienst leistete, bediente DIETRICH J. NOLL bei PELL MELL Orgel und Piano. Auf dem zweiten, erstmals bei Philips verlegten Album „From The New World“ gelang ihnen zwar „keine nahtlose Einheit von Rock und Klassik,“ denn da „klafften zwischen den einzelnen Parts noch nicht überbrückte Lücken, aber die Synthese ist ihnen recht gut gelungen“ (SOUNDS). Die LP wurde 1978 neu abgemischt und auf dem Mini-Label Ylaps wiederveröffentlicht. HANS OTTO PUSCH verließ die Band im Dezember 1974. Für ihn rückte der Keyboardspieler CHERRY HOCHDÖRFER (5.4.51) nach: HOCHDÖRFER, Assistent an der TH Darmstadt, spielte schon bei Frame und Nine Days Wonder. 1975 nahmen PELL MELL die dritte LP „Rhapsody“ auf, die allerdings erst ein Jahr später veröffentlicht wurde. Darauf bearbeiten sie einerseits klassische Werke von Liszt und Rachmaninoff, andererseits wirken sie mit Eigenkompositionen „besser, weil weniger bombastisch“ (MUSIK JOKER). Ihr „geballtes Bündel an hoher Musikalität und Ideenreichtum“ (KÖLNER RUNDSCHAU) entfalteten sie u. a. im August 1975 beim Rock/Jazz Festival in Bilzen. Im Rahmen der Sendung „Nachtmusik“ zeichnete der WDR im Dezember 1976 die PELL MELL-Version der Moldau von Smetana auf. Auf Einladung der Polish Jazz Society absolvierte PELL MELL im März/April 1977 eine zehntägige Konzertreise durch Polen und fand bei insgesamt 45.000 Zuhörern begeisterte Zustimmung. Auf dem 78er Album „Only A Star“ verzichtete die Gruppe auf weitere Klassiker-Bearbeitungen und spielte Kompositionen des Bandleiters THOMAS SCHMITT ein. PELL MELL erweist sich darauf als technisch ausgereift und überrascht mit guten Vokal-Einsätzen. Allerdings bleibt fraglich, ob viele Hörer den Spannungsbogen von der Klassik über Rock’n’Roll bis zu Jazzpassagen nachvollziehen konnten. Mit neuen Namen, neuer Musik und neuen Mitgliedern paßte sich Gruppenchef SCHMITT 1980 dem Zeitgeschmack an. Als Skyrider spielten SCHMITT (Gitarre, Keyboards, Bass, Geige), MICHAEL GREBE (Gesang), RALPH FRICKE (Gitarre), STEPHAN REHLICH (Bass), WERNER ETTLING (Schlagzeug) und OTTO PUSCH (Piano, Orgel) nun Rockmusik amerikanischen Zuschnitts ein, „die wohl zwischen dem liegt, was Boston und Toto machen“ (SCHMITT). Mit diesem Programm beteiligte sich die Gruppe neben Cloud, Supermax und Steppenwolf an einer Südeuropatournee. 1981 kehrte THOMAS SCHMITT mit dem Album „Moldau“ noch einmal zum Konzept des Klassik- Rocks zurück. Auch dieses Werk entstand in der Skyrider-Besetzung. Während SCHMITT für eine Plattenseite Smetanas klassische Vorlage neu arrangierte, bestückte er die zweite Seite mit eigenen, klassisch angehauchten Kompositionen. Letztmalig ging die Gruppe im Winter 1981 als PELL MELL auf Tournee. Discography: MARBURG Bacillus/Bellaphon BLPS 190090, 1972 FROM THE NEW WORLD Philips 6305 193, 1973 RHAPSODY Venus VB 76-1 PM a/b, 1976 HOT ICE Polydor 2417 111, 1977 ONLY A STAR Venus V78 PMF-1006, 1978 MOLDAU Cain CL 5821, 1981 Skyrider: SKYRIDER PM-Records PM 580, 1980 [Günter Ehnert, Detlef Kinsler, Rock in Deutschland, Taurus Press, 1998] |