JERUSALEM gründeten sich um die Jahreswende 1969/1970 als Matthias Stein und Richard Reß die Gruppe Intoxication verließen und Hungry Love mit Günther Rüffel, Wolfgang Hilgert und Bernd Lewandowski sich auflösten. Die 5 Musiker, 16 – 20 Jahre alte Schüler bzw. Auszubildende, hatten sich bereits zuvor als fester Bestandteil der jungen Musikszene in und um Landau/Pfalz gekannt und wollten etwas eigenes auf die Füße stellen, da sie des Nachspielens internationaler Hits überdrüssig geworden waren. Die hochmotivierten jungen Musiker schafften binnen kurzer Zeit ein auftrittsfähiges Programm, sämtlich aus Eigenkompositionen bestehend und waren bald die Hauptattraktion der Landauer Musikszene. Neben dem gekonnten Zusammenspiel der beiden Gitarristen (Matthias Stein und Günther Rüffel) war der Umstand, dass JERUSALEM mit 2 Bassisten (Richard Reß und Wolfgang Hilgert) spielten, besonders auffällig.
Die Musik der Band, dem damaligen progressiven Zeitgeist verpflichtet, war Ausdruck des kreativen Potentials jedes einzelnen Mitglieds und wurde von den Fans begeistert aufgenommen. Anlässlich verschiedener gemeinsamer Auftritte wurden bereits bekanntere Bands, wie Ihre Kinder und Frumpy auf JERUSALEM aufmerksam und verpflichteten sie als Vorgruppe. Im Rahmen einer Tournee mit Frumpy spielten JERUSALEM dann nicht nur im südwest- und süddeutschen Raum, sondern auch in Österreich und der Schweiz. JERUSALEM traten ebenfalls mit Fashion Pink (SWF-Sessions Vol.3), der Band von Roland Schaeffer auf. Roland Schaeffer war vom SWF als Produzent für den Nachwuchsgruppen-wettbewerb verpflichtet worden. JERUSALEM bewarben sich beim SWF und spielten am 04.06.1971 im radioeigenen Studio die vorliegenden Titel ein. Sämtliche Titel wurden im Rahmen der Sendung Pop-Shop von SWF 3 ausgestrahlt. Leider konnte die Band vom dadurch weiter gesteigerten Bekanntheitsgrad nicht profitieren.
Wenige Monate nach den SWF-Aufnahmen verstarb Gitarrist und Sänger Matthias Stein bei einem tragischen Motorradunfall. Richard Reß, langjähriger Freund von Matthias Stein, war derart geschockt, dass er seine Musikaktivitäten beendete und sich zurückzog. Diese Ereignisse bedeuteten das Ende von JERUSALEM. Trotz intensiver Recherche konnten auch hier keine weiteren Titel – leider auch keine Fotos – der innovativen Band aufgefunden werden. Die verbliebenen Musiker schlossen sich anderen lokalen Gruppen an. Günther Rüffel spielt aktuell in seiner Freizeit in einer Coverband. Bernd Lewandowski arbeitet als freier Musiker.
Manfred Steinheuer, März 2001 |