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Human Being (Berlin) - 1 Alben



Wo beginnen ?

Am besten im Sommer 1968 im damals juengst gegruendeten Zodiak-Club, im Untergeschoss des Theaters am Halleschen Ufer 32 in Berlin-Kreuzberg. Die Gruppe Human Being, eine Gemeinschaft gleichgesinnter Nichtmusiker verschiedenster Herkunft und unterschiedlichsten Alters, spielte hier ihr erstes, kompromisslos lautes, aussergewoehnlich- ungewoehnliches Konzert und ruettelte damit quasi an den Fundamenten des Selbstverstaendnisses der Deutschen, bezueglich ihres Kulturauftrages nach Kriegsende, als ob sie willens gewesen waeren, diese zum Einstuerzen zu bringen.

Werkzeuge amerikanischer und britischer Rocktradition -Gitarre, Orgel, Schlagzeug- wurden zwar benutzt, aber wie diese gespielt wurden, klang nicht nach den Rolling Stones oder den Doors, die Instrumente wurden geschlagen und gekratzt, die entstehenden Geraeusche durch die ersten Klangbearbeitungsgeraete geschickt, die damals erhaeltlich waren. Was dabei herauskam, klang teilweise wie amoklaufende Industriemachinerie.

Man muss sich Live at the Zodiak bei voll aufgedrehtem Volumen anhoeren, um zu verstehen, warum die Leute ins Zodiak stroemten, angezogen von den aussergewoehn-lichen Lautstaerken und der Seltsamkeit der „Musik".

Wer / was war Human Being :
Ein Kollektiv von Nichtmusikern im Antihippyhabit mit schwarzen T-shirts, Punks, weit bevor Punk Mode wurde, Fuer die von Hendix und Zappa bereits in ihren Hoergewohn-heiten beeinflussten Zodiakbesucher war, was Human Being dort an Klangexperimenten bot, etwas bis dato Unerhoertes.

Im wiederholten Anhoeren von Human Being-live at the Zodiak erfaehrt man genau, dass diese Musik trotz aller Fremdartigkeit und Lautstaerke etwas Natuerliches hat. „Wenn verschiedenste Geraeusche von Nichtmusikern organisiert werden, muss nicht pures Chaos sein, sondern kann zu Musik werden, was dabei herauskommt " ...meinte Zodiakmitgruender Conrad Schnitzler einst zu Roedelius.

Fuer eine Nation, wie die deutsche, leidend unter ihrer juengsten Vergangenheit und noch richtungslos in Sachen ihrer Zukunft, oeffnete sich somit auf dem Feld der Kunst ueber die Arbeit der Avantgarde und da eben auch im Zodiak, eine Tuer.

Guenter Grass, Heinrich Boell und andere Schriftsteller regten sich in ihren Schriften ueber den schieren Materialismus auf, der Moral und Seele der Deutschen vergiftete. ueber Gartenzwerge und Luxuskarossen als Statussymbolen, bzw. als Symbolen einer zum Leben erwachenden Gier.

Was geschah im Gefolge :
Die APO begann sich mit sit-ins in oeffentlichen Institutionen gegenueber dem Staat unbeliebt zu machen, Massendemonstrationen folgten in ganz Deutschland, Benno Ohnesorg musste auf der Strasse sterben, Rudi Dutsche wurde von Rechtsextremisten angeschossen.

Die Stimmung im Land verschlechterte sich, was zu weiteren harten Auseinander-setzungen zwischen Demonstranten und Polizei fuehrte. Eins der wenigen Konzerte von Human Being in jener Zeit ausserhalb des Zodiaks in der Berliner Akademie der Kuenste, wurde vom Publikum unterbrochen, die Tonanlage schwer beschaedigt.

Wie sah das Zodiak aus :
Der grosse Spielraum ganz in Schwarz mit einer Buehne in der Mitte und einigen Sitzgelegenheiten, Kueche und Vorraum in Weiss, das ehemalige Restaurant ausserhalb des Spielraums spaerlich moebliert mit einer Musikbox bestueckt, Der Geruch von Bier und Schmalzbroten, exotischen Kraeutern und Tuerkischem Kaffee lag staendig in der Luft. Unklassifizierbare Geraeusche bestimmten die Atmosphaere mit.

Neben der Stimme von Boris Schaak, der als Frontmann Mitglied von Human Being war, war anfangs eine der radikalsten-, die Stimme von Mitgruender Conrad Schnitzler, der aber kurz nach der Gruendung des Zodiak die Gemeinschaft verliess. Er und Roedelius hatten bereits vor der Zodiakzeit mit dem Duo „Geraeusche",(einer Idee von Schnitzler), auf sich aufmerksam gemacht. Schnitzler lud dazu immer wieder andere Mitspieler zu improvisierten, vor allem aber ohne Beispiel extrem lauten Konzerten ein.

Wer konnte ihnen das verübeln. Mit dem Krieg war manch gute Tradition zu Asche verbrannt. Die Jugend Deutschlands suchte nach der eigenen Stimme. Schnitzler hatte die seine- bereits in der Düsseldorfer Akademie der Bildenden Künste gefunden, wo zu der Zeit der beruehmt/beruechtigte Josef Beuys als Fahnentraeger einer neuen Moderne unterrichtete.

Berüchtigt, huh ?
Eine Ikone, ein Herold der Avantgarde war Josef Beuys. Von den Medien fuer seine Antikunst-Installationen zuerst als Abfallkuenstler verhoehnt, unterschiedlichst portraitiert als Verrueckter, Scharlatan, aber auch als Messias, bezeichnete er sich selbst als befreienden Heiler. Er konstatierte im Nachkriegsdeutschland eine tiefe soziale Wunde die geheilt werden muesse, suchte nach neuen Wegen, wie ueber Kunst gedacht werden solle und lehnte alle alten Konzepte von Harmonie, Komposition und Rangord-nungen als signifikante Zeichen einer bürgerlichen Kultur ab, die seiner Meinung nach ihren Teil zum Genozid in der Hitlerzeit beigetragen hatten.

Beuys war Mitgruender der Deutschen Studentenpartei, die er als Herausforderung gegen das elitaere Denken der Akademien, verstand. Seien Klassen waren überfüllt mit Studenten, weil er niemand durch die bürgerliche Defintion dessen, wie Kunst zu sein habe und wie nicht, ausgeschlossen wissen wollte. Er erklärte einfach jeden zum Künstler.

Conrad Schnitzler nahm sein Wort. „Conrad war eine Art von Talent-Scout", stimmt Roedelius. „Mit Geräusche er war immer auf der Suche nach Nicht-Musiker im Publikum, die seinen verrückten Ideen teilhaben können."

Nicht-Musiker? Schnitzler erzählt The Wire David Keenan, „Ich hatte immer diese komischen Stäbchen mit Saiten bespannt und verstärkt, und ich möchte ihnen heraus und sagen:" Tun Sie etwas! „Es war unmöglich, sie auch nur annähernd mit konventioneller Technik zu spielen. Zu Beginn der Aufführungen ich oft gefragt, ob es irgendwelche Musiker im Raum, und wenn ja, könnten sie ihre Hände auf? Entschuldigung,' Ich würde sagen, 'ich kann nicht mit Ihnen zusammenarbeiten. Sie sind kein Musiker? Das ist gut, komm '."

Jedoch von kurzer Dauer, vertreten Geräusche eines der ersten Symptome Bundesrepublik Deutschland von einer grö§eren Versuch, Musik aus hierarchischen Zwängen. Man denkt an Chicagos „ACCM", von Rom „Musica Elettronica Viva" und der „AMM" aus England. Jeder versucht zu verfolgen, wie David Toop ausgedrückt in Ocean of Sound ", das Laufwerk mit Musik zu demokratisieren, um den Zugang zu qualifizierten Spieler ziehen Sounds von Instrumenten, anstatt sie zu unterwerfen Systeme, eröffnen die Möglichkeit, Musik zu Veranstaltungen und erstellen Sie eine Sinn kollektiv organisierte Gemeinschaft als Versuch einer Pause von der Professionalität, die hart betroffen Jazz und klassische Aufführungen."

Leider ging Geräusche nicht aufgezeichnet, so dass wir nur auf die schlichte Geräusch erraten hat - obwohl Roedelius eine beeindruckende Dezibel zählen nicht erinnern: „Es war unerträglich laut und natürlich zog die Polizei."

Nicht fernseh-und radiotauglich ?
Ausnahme war DJ Gerhard Augustin and einige andere. Der Berliner Untergrund war zu fremd, zu „ausserdirdisch" für Westdeutschlands konservativ gestimmte Radio- und Fernsehproduzenten. Augustin, interviewed 2001, meinte : ãEinige Nazis bestimmten immer noch in den Medien. Sie verhinderten die Verbreitung neuer, experimentieller Musik" Es gab zwar schon jüngere Leute in den Medien, aber die zoegerten noch. Nur einige trauten sich, neue Musik zu promoten. Da gab's den „Beatclub" aber auch der konnte es sich nicht leisten, bekanntere englische Bands auftreten zu lassen. Viele deutsche Band begannen die anglo-amerikanischen Vorbilder zu kopieren, um auf diese Weise eine grössere, öffentliche Aufmerksamkeit zu bekommen.

Peter Stein, Resident in der „Schaubuehne..." demokratisierte sein Theater gründlich, er bezog sogar Kartenverkäufer und Reinigungskräfte in Entscheidungsprozesse für geplante Aufführungen mit ein ; Wie passend zur Vorstellung von Schnitzler, Schaak und Roedelius zu ihrem Projekt „Zodiak", das schliesslich seine Heimstatt im Untergeschoss von Steins Schaubuehne fand und damit selbst zur Buehne wurde.

„Das „Zodiak" war einfach ein genialer Ort. Es war ein Untergrundclub von der Art seiner Führung und Bespielung her, aber auch durchaus Untergrund im physischen Sinn, weil es ein Kellerlokal war, das erste und groesste Lokal dieser Form in Berlin. Bevor es abends losging, versammelten wir uns vor Ort, um aufzuräumen und sauberzumachen, die Bühne herzurichten für die jeweiligen shows und um Brote zu schmieren für die hungrigen Besucher und Getränke bereit zu stellen. Der Spielraum war zur Gaenze schwarz eingefaerbt, einschliesslich der kleinen, sich in der Mitte befindlichen, Buehne und einiger Sitzgelegenheiten. Es gab Platz für ungefähr 100 Besucher, manchmal quetschte sich aber auch die doppelte Besucherzahl hinein"

„Anfangs gab's noch keine elektronischen Instrumente. Keiner konnte sich das leisten. Wir benutzen quasi alles, was Krach machte, von Blechen über alte Wecker, Küchengeräte, Gefundenes, Liegengebliebenes, billig Erworbenes. Später kamen nach und nach erste Apparate dazu, Echo-/ Verzögerungs-und andere Maschinen, Verstärker, Mischpulte, eine Orgel, Gitarren, Saxofone, ein Schlagzeug etc., einiges davon konnten wir mit einem Darlehen des Landes Berlin bezahlen. Kurz bevor das Zodiak seine Pforten für immer schliessen musste, ( Anfang 1969 ) spielten wir mit einer 400 Wattanlage der Firma Dynacord"

Human Being (Berlin)
Live at the Zodiak - Berlin 1968 CD
1968



01. Human Being 1 56:34


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